Betonkopf

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Der Allgemeine Behindertenverband Land Brandenburg e.V. (ABB e.V.) engagiert sich in seiner Arbeit für die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen für Menschen mit und ohne Behinderung im Land Brandenburg.

Schwerpunkte unserer Arbeit sind unter anderem der Einsatz für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft, der Abbau von Barrieren sowie die Beseitigung von bestehenden Benachteiligungen und Diskriminierungen.

Mit der Auslobung des Negativpreises „Betonkopf“ und seiner jährlichen Verleihung, letztmalig im Jahr 2019, haben wir die Öffentlichkeit auf besonders gravierende Benachteiligungen behinderter Menschen aufmerksam gemacht und gleichzeitig auf deren Beseitigung hingewirkt.

Der Negativpreis trug dazu bei, Öffentlichkeit, Behörden und Unternehmen für die Sichtweise von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren und sie zur Einhaltung bestehender Rechtsvorschriften anzuhalten.

Der „Betonkopf“ war auch ein Preis gegen empfundene oder tatsächliche Ohnmacht. Wir möchten ein Sprachrohr für Betroffene, ihre Familien und Freunde sein, die im Alltag an allgegenwärtigen Barrieren und Benachteiligungen zu scheitern drohen. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, derartige Probleme ohne Angst vor Sanktionen öffentlich zu machen.

Bis einschließlich des Jahres 2019 haben wir den Betonkopf jedes Jahr verliehen. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 musste die Verleihung des Negativpreises leider aufgrund Corona ausfallen.

Seit dem Jahr 2023 wird der ABB e.V. eine neue Aktion ins Leben rufen, dieses lautet "Finde den Fehler - BarrierenABBauen". Weitere Informationen dazu sind in der Rubrik "Aktionen" - "Finden den Fehler!" zu finden.

Aus diesem Grund geben wir hier nochmal einen Einblick, wer den Betonkopf im Jahr 2019, dem letzten Jahr der Verleihung, gewonnen hat.

Laudatio 

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde,

der Allgemeine Behindertenverband Land Brandenburg ist ein Kind der Wende.

Er ist gegründet worden, um Menschen mit Behinderung eine Stimme zu geben und ihre Interessen gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik zu artikulieren. Der Zeitgeist und die Fülle anderer – vermeintlich dringender – Probleme wie der Klimawandel, die Flüchtlingsproblematik, Handels- und wirkliche Kriege haben dazu beigetragen, dass unsere Themen es zunehmend schwerer haben, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.

Wenn wir die Interessen von Menschen mit Behinderung vertreten wollen, dann geht dies allerdings nur, wenn wir die Öffentlichkeit mobilisieren und auf die Dinge aufmerksam machen, die noch im Argen liegen. Der freie Meinungsstreit unterschiedlicher und mitunter auch widerstrebender Interessen ist ein Grundprinzip unserer Demokratie, unserer pluralistischen Gesellschaft. Von diesem Recht machen auch andere Interessengruppen ausgiebig Gebrauch – die Demonstrationen der Schüler für einen besseren Klimaschutz sind ein präsentes Beispiel dafür.

Man mag nicht immer mit unserer Meinung übereinstimmen. Wer letztlich die besseren Argumente hat, muss sich dann in einem sachlich geführten Streit erweisen. Wenn man uns aber mundtot macht, uns verwehrt, unsere Sicht der Dinge in gesetzlich zulässiger Art und Weise darzustellen, dann rührt das an den Wurzeln einer demokratischen Gesellschaft. Nicht mehr das gute Argument gewinnt, sondern schlicht der Stärkere, der die Meinung anderer nicht mehr zulässt.

Menschen mit Behinderung und ihre Interessenvertretungen sind in unserer Gesellschaft nicht die Stärkeren. Wir brauchen die Öffentlichkeit, das Werben um Verständnis bei Politik und Bürger. Wer mit offenen Augen durch das Land Brandenburg geht, sieht gerade aktuell: Wir sind in Zeiten des Wahlkampfes. Die verschiedenen Parteien werben mit bunten Plakaten um die Stimmen der Bürger.

Stellen Sie sich vor, jede Partei würde die Plakate der Wettbewerber entfernen, um der eigenen Wahlwerbung größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ein Aufschrei des Protestes ging durch dieses Land. Nichts anderes ist es, wenn man unsere Meinungsäußerung unterdrückt, indem die an einem einzigen Tag aufgestellten Ballons mit dem Hinweis auf Missstände hinsichtlich der Barrierefreiheit von öffentlichen Gebäuden entfernt.

Es ist ein Zeichen mangelnder Toleranz, ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und die Demokratie. Das können und wollen wir nicht dulden.

Der Betonkopf 2019 des Allgemeinen Behindertenverbandes Land Brandenburg e.V. geht daher an den Brandenburgischen Kulturbund als den Träger und Betreiber des Museumshauses „Im güldenen Arm“ in Potsdam.

Potsdam, den 03.05.2019